Der Nutzungsdruck auf die Ressource Wasser hat in vielen Regionen der Erde bereits dramatische Ausmaße angenommen. Bedingt durch zunehmende Verschmutzung von Grundwasser und Gewässern, aber auch durch eine verstärkte Wassernutzung in der Landwirtschaft und in den Städten wird sauberes Trinkwasser immer knapper. Weltweit fallen allein auf die Bewässerung der Felder ca. 70% des Wasserbedarfs (FAO 2003a). Die Etablierung von wasserintensiven, westlichen Lebens- und Konsumstilen insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern führen zu einer deutlichen Verschärfung des Ver- und Entsorgungsproblems von Wasser. Weltweit haben über 1 Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser und über 2,6 Milliarden keine geeigneten Sanitäranlagen (UN 2007). Der weltweite Klimawandel verstärkt diese negative Entwicklung noch in mehreren Facetten: Durch die Veränderung des Niederschlagsverhaltens in vielen Regionen der Erde werden zukünftig immer weniger Regenereignisse mit höheren Wassermengen und dadurch bedingtem oberflächigen Wasserabfluss, Erosion und Hochwasser erwartet. Zunehmend werden Niederschläge öfter als bisher über den Ozeanen abregnen, was sich wiederum negativ auf Grundwasserstände und Binnengewässer auswirkt. Hinzu kommt das Abschmelzen der Gletscher, was die Wasserversorgung zahlreicher Binnengewässer gefährdet. Diese Entwicklungen führen in vielen Regionen der Erde zu längeren Trockenperioden, ausgetrockneten Landschaften und einem erhöhten Süßwasserbedarf in der Landwirtschaft. Eine Übertragung des in den meisten Industrieländern umgesetzten Wassermanagements auf die Schwellen- und Entwicklungsländer würde diese Situation noch verschärfen, da beispielsweise durch die Art der Sanitärsysteme die Wasserverbräuche noch deutlich ansteigen würden. Auch werden in diesen Systemen große Mengen Energie benötigt, klimaschädigende Gase wie CO2 und Methan freigesetzt und wertvolle Ressourcen, wie Pflanzennährstoffe und organische Substanzen für den Humusaufbau dauerhaft unbrauchbar gemacht.
Obwohl Deutschlands Flüsse im Vergleich zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts eine sehr gute Wasserqualität erreicht haben, kann man die deutsche Wasserwirtschaft nicht als zukunftsweisend oder nachhaltig bezeichnen. Noch heute werden ca. 40 % des täglichen Trinkwassers für das „Fortschwemmen“ von Fäkalien über weit verzweigte Kanalnetze in zentrale Kläranlagen verwendet. Dort werden mit einem enormen Energie-Einsatz wertvolle Stoffströme wie organische Biomasse und Pflanzennährstoffe für immer unbrauchbar gemacht. Und dies vor dem Hintergrund, dass die mitteleuropäischen Ackerböden erodieren, immer weniger Humus aufweisen und so ihre Pufferfähigkeit für Wasser und Nährstoffe verlieren.
Noch deutlicher wird dieses Problem am Beispiel des Phosphors. Seine natürlichen Vorkommen werden nach Expertenschätzungen weltweit nur noch für 30 bis 60 Jahre ausreichen, wenn sich der landwirtschaftliche Bedarf nicht wesentlich verändert. Phosphor ist einer der vier wichtigsten Pflanzennährstoffe. Ohne Phosphor ist kein Pflanzenwachstum möglich! In mitteleuropäischen Kläranlagen werden jährlich zig-tausend Tonnen Phosphor über Oxidation und chemische Fällung für die Landwirtschaft vernichtet. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die deutsche bzw. mitteleuropäische Wasserwirtschaftsstrategie nicht ohne Modifikation in andere Regionen der Erde übertragen werden kann. Im Gegenteil – es muss sogar darüber nachgedacht werden, wie wir in unserem eigenen Land zukünftig die Ressource Abwasser nachhaltiger bewirtschaften.