Die Wiederentdeckung der Terra Preta

Durch intensive, anwendungsorientierte Forschung ist es einem kleinen Expertenkreis um Joachim Böttcher gelungen, die einstigen Herstellungsmethoden der so genannten Terra Preta do Indio zu identifizieren und die Erfindung auf einen modernen großtechnischen Maßstab zu übertragen. Das Ergebnis ist eine völlig neue, innovative Systemtechnologie, mit deren Hilfe aus biogenen Abfällen, Abwasserinhaltstoffen, Klärschlamm, landwirtschaftlichen Reststoffen, wie Erntereste, Gärrückstände, Gülle, Mist usw. an jedem beliebigen Standort hochwertige Kultursubstrate, Boden­hilfsstoffe und organische Dünger hergestellt werden, die mit den Eigenschaften der nativen Terra Preta do Indio weitgehend identisch sind und diese teilweise sogar übertreffen.

Mit der flächendeckenden Anwendung der Terra Preta Technologie als Bestandteil eines regionalen Stoffstrommanagementsystems könnte ein gewaltiges Potential für eine nachhaltige Entwicklung erschlossen werden. Bisher kostenintensive Entsorgungswege für biogene Reststoffe und Abwasser können durch dezentrale und semizentrale Systeme mit signifikanter regionaler Wertschöpfung ersetzt werden. Auch könnten Gartenbau und Landwirtschaft durch eine mit der Terra Preta Technologie ermöglichte sprunghafte Verbesserung der Nutzböden revolutioniert werden. Aufgrund der außerordentlich hohen Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit der Terra Preta Produkte können trockenheitsbedingte Ernteausfälle reduziert und Dünger­gaben drastisch verringert werden.
Hinzu kommt, dass mit dieser neuen Technologie sogar bereits degradierte Böden oder Schwachertragsstandorte wieder rentabel landwirtschaftlich genutzt werden können. Aufgrund der gesteigerten Wasserspeicherungsleistung von mit Terra Preta Produkten behandelten Böden ist eine bessere Regulierung von Gebietswasserhaushalten möglich (z.B. Regenwasserspeicherung und Hochwasserprävention). Außerdem können Bodenerosionen eingedämmt und die Austrocknung ganzer Landschaften verhindert werden.

Ein sehr aktueller gesellschaftlicher Nutzen wird der Terra Preta-Technologie beim globalen Klimaschutz zugeschrieben: Durch den landwirtschaftlichen Einsatz von Terra Preta können erhebliche Mengen Kohlendioxid dauerhaft der Atmosphäre ent­zogen werden, da der damit verbundene effektive Humusaufbau zu einer signifikanten Akkumulation von inertem Kohlenstoff im Boden führt. Experten haben berechnet, dass pro Hektar mehr als 250t C gespeichert werden können. Auf eine globale Anwendung hochgerechnet könnte durch die Terra Preta Technologie eine Entlastung der Atmosphäre von 9,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr erreicht werden, also fast doppelt so viel wie heute jährlich durch die Verbrennung sämtlicher fossiler Energieträger weltweit emittiert wird. Ein weiterer klimaschützender Effekt der Terra Preta Technologie liegt in der Herstellung und Anwendung: Beim Herstellungsprozess, also bei der Verarbeitung und Umsetzung von biologischen Reststoffen usw. zu Terra Preta Produkten, entsteht im Vergleich zur Kompostierung fast überhaupt kein CO2! Während bei der Kompostierung ca. 50 bis 70% der Biomasse bio­logisch abgebaut wird (Entstehung von CO2, Wasser und Huminsäuren), bleiben beim Herstellungsprozess der Terra Preta ca. 95% der Ausgangsbiomasse erhalten! Es wird also nur ein sehr kleiner Anteil zu CO2 umgebaut. Auch entstehen keine anderen klimaschädigenden Gase wie Methan oder Lachgas.

Der areal Geschäftsführer hat 2 internationale Patente zu Terra Preta angemeldet und im November 2009 gemeinsam mit der Juwi-Gruppe in Wörrstadt die Fa. Palaterra GmbH&Co.KG gegründet, ein Vertriebsunternehmen, welches die Terra Preta Technologie sowie die Produkte über ein Frachise- und Lizenzsystem inter­national vermarktet.